Mit Andreas L?we

GaloppOnline.de:
Sieg im Stutenderby und Platz zwei im Deutschen Derby. Was machen Sie anders als die letzten Jahre?

Andreas Löwe:
Trainieren ist keine Schwarzkunst. Es ist aber auch kein Handwerk. Das A und O sind die Pferde die das genetische Potential haben. Ohne die Pferde geht es nicht. Natürlich ist es beim Trainieren so, dass man wach sein muss und erkennen, dass man "das" Pferd hat. Also muß man ganz konzentriert arbeiten, denn genau dieses Pferd darf einem nicht durch die Lappen gehen. Ich denke, Lierac oder Silvester Lady hätte ich vor 7 Jahren genauso trainiert wie ich es heute tue.

GaloppOnline.de:
Sie waren früher Gestütsleiter: hat das für Ihre jetzige Tätigkeit als Trainer geholfen?

Andreas Löwe:
Das glaube ich schon. Es war mit Sicherheit in vieler Hinsicht sehr nützlich. Zum Beispiele wenn es um den Kauf von Jährlingen, oder um das Ansehen eines Fohlen geht. Es hat mir sehr für meine Einschätzung bei jungen Pferden geholfen. Zudem habe ich bei der Gestütsleitung automatisch kaufmännische Fähigkeit erlernt, welche noch heute von Nutzen sind. Es macht mich auch irgendwie stolz und ist eine Zeit, die ich nicht missen möchte. Es war eine gute Zeit in meinem Leben.

GaloppOnline.de:
Sie haben den legendären Protektor trainiert. Wie ist das, ein solches Pferd zu trainieren?

Andreas Löwe:
Dieses Pferd hat uns auch in Zeiten, in denen der Stall dünn besetzt war, geholfen, auf der Karriereleiter hochzuklettern. Zudem hat mir das Pferd sehr viel Erfahrung gebracht. Protektor war das erste Pferd, was nach Hong Kong eingeladen wurde. Er war beim Publikum sehr populär und das hat mich und meinen Stall sehr geprägt.

GaloppOnline.de:
Sie sagten schon früh, Lierac sei vielleicht noch besser als Protektor. Wann erkennen sie einen Kracher?

Andreas Löwe:
Das ist die Summe der Beobachtungen. Das ist Lieracs Mentalität. Auch wenn er bei den ersten zwei Starts in der Startmaschine ängstlich war, hat er eine unglaublich starke Mentalität. Das ist eine Ähnlichkeit mit Protektor. Er ist nicht unbedingt das Arbeitspferd, aber man konnte früh erkennen, dass er eine enorme Portion Klasse hat. Ich konnte mir früh vorstellen, dass er in diese Kategorie gehört. Diese Erkenntnis kam nicht erst durch den zweiten Platz im Derby. Das ist die Summer aller Eindrücke.

GaloppOnline.de:
Welche Rolle spielt ihre Frau bei ihrer Arbeit und in ihrem Team?

Andreas Löwe:
Sie ist ganz wichtig. Wir sind 33 Jahre verheiratet und haben ein Leben lang zusammen gearbeitet. In Hauptzeiten jeden Tag bis zu 14 Stunden und so entwickelt sich ein gewisses Teamwork. Man nimmt sich gegenseitig ohne Absprache Dinge ab. Zudem kann man sich so auch den Frust von der Seele laden. Das ist die Struktur bei uns. Zudem hat meine Frau eine sehr gute Fachkenntnis erworben. Bei der Fütterung der Pferde zum Beispiel ist sie besser im Bilde als ich es bin. Sie kann mir vormittags nach der Fütterung schon sagen, wie die Pferde sich fühlen. Das ist eine sehr wichtige Geschichte für mich. Zudem unterstützt sie mich bei der Personalpolitik.

GaloppOnline.de:
Wer sind die Hoffnungsträger ihres Stalles. Gibt es wieder einen Crack beim Nachwuchs?

Andreas Löwe:
Ich glaube, ich habe gute Zweijährige. Nicht viele, aber gute. Ich glaube, der angehende Zweijährigen-Jahrgang wird im allgemeinen sehr gut werden. Namen möchte ich aber jetzt noch keine nennen. Da muß man noch abwarten.

GaloppOnline.de:
Welches Rennen würden Sie gerne noch einmal gewinnen?

Andreas Löwe:
Die Yorkshire Oaks dieses Jahr. Dann sind wir im Preis von Europa etliche Male ganz knapp vorbeigeschrammt und es wäre schön, das Rennen einmal zu gewinnen. Das Derby ist natürlich ein Ziel, was wir jedes Jahr neu angehen.

GaloppOnline.de:
Derbyzweiter zu sein: überwiegt da die Freude oder der "Ärger", den ganz großen Wurf knapp verpasst zu haben?

Andreas Löwe:
Nach dem Derby war es reine Freude, ganz verrückte Freude. Am nächsten Tag denkt man dann aber, hätten wir nicht mehr erreichen können? Warum hat es nicht ganz gelangt und so weiter. Am Dienstag habe ich dann aber wieder gedacht, dass wir auch vierter hätten sein können. Also war es herrliche Freude über den zweiten Platz.

GaloppOnline.de:
In Köln steht man als Trainer natürlich ein wenig im Schatten von Peter Schiergen und Andreas Schütz. Belastet das?

Andreas Löwe:
Wenn man in der Zange zwischen Schiergen und Schütz sitzt, ist das natürlich ein gewisser Druck. Aber auf der anderen Seite sind die Kölner gerade so erfolgreich, weil man diesen Druck hat. Wenn man ein Quartier alleine hätte, würde man sich selbst nicht so puschen, ich glaube es ist befruchtend und bringt einen voran. Ich behaupte nach wie vor, dass die Kölner Trainingsbahnen sehr gut sind. Ich sehe es nicht als Nachteil, zwischen den zwei Großen zu sitzen. Man bekommt einiges mit und lernt viele Leute kennen. Und es macht Spaß, Momente zu haben, in welchen man zeigt: tot bin ich noch lange nicht.

GaloppOnline.de:
Wie haben sie den Triumph mit Silvester Lady persönlich empfunden?

Andreas Löwe:
Ich war aufgewühlter als nach dem Derby. In das Derby bin ich ganz zuversichtlich gegangen, das war mir fast schon unheimlich. Bei Silvester Lady war die Anspannung schon kolossal. Kann sie ihr wirkliches Können auch zeigen? Dann war ich mir nicht klar, ob sie den weichen Boden kann. Als dann der Regen kam, dachte ich, die Träume gehen baden. Um so euphorischer war ich nach dem Rennen. Eine schwindelerregende Euphorie.

GaloppOnline.de:
Wie sind Ihre persönlichen Träume und Ziele im Sport?

Andreas Löwe:
Ich denke, als Trainer viele Rennen zu gewinnen, ist die eine Sache. Aber mit der Erfahrung, die ich habe, denke ich immer, ich müsste noch ein wenig mehr machen. Zum Beispiel Gestütsberatung oder einen großen Besitzer beraten. Das könnte mich noch mehr ausfüllen. Träume habe ich sonst keine, ich bin da Realist.

GaloppOnline.de:
Was waren ihre emotional bewegendsten Momente im Sport?

Andreas Löwe:
Das war, als Protektor Zweiter im Preis von Europa geworden ist. Er hatte zwar nicht gewonnen, wurde vom Publikum aber gefeiert wie der Sieger. Da wusste ich, dass Leistung bewertet wird. Mit diesem Pferd habe ich die bewegensten Momente in meiner Karriere erlebt. In unserem Haus steht fast in jedem Zimmer ein Bild von diesem Pferd. Es gab die Zeit, da hat meine Frau 10 bis 15 Boxen ausgemistet und wir haben gearbeitet wie die Tiere. Dann kam Protektor und hat uns geholfen. An diesem Pferd hängen sehr viel bewegende Erinnerungen.

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