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Dawn Approach führt die Scheich-Flotte 2013 an

Es war 1992, als Scheich Mohammed bin Rashid Al Maktoum das nun schon seit vielen Jahren größte Rennsport-Unternehmen der Welt aus der Taufe hob. Es wurde nach Godolphin Arabian benannt, einem der drei Stammväter der Vollblutzucht, der seinen Namen einst vom englischen Herzog von Godolphin bekommen hatte. Der erste große Erfolg gelang 1994 mit der Stute Ballanchine, die die Epsom Oaks gewann. Seitdem gelangen 198 weitere Gruppe I-Siege, so dass der nächste ein rundes Jubiläum vervollständigt. Am 10.Januar beginnt auf der Rennbahn Meydan der nächst Dubai World Cup Carnival, in dessen Rahmen der Scheich bestimmt den 200. Gruppe I-Triumph erleben möchte. Scheich Mohammed wurde 1949 geboren und hat im englischen Cambridge studiert. Mit seinem Bruder Scheich Hamdan war er 1967 zum ersten Mal beim Pferderennen, als Royal Palace in Newmarket die 2.000 Guineas gewann. Zehn Jahre später war es sein erstes Rennpferd Hatta, die für ihn das erste Rennen gewann und danach auch noch auf Gruppe III-Niveau zum Zuge kam. Mittlerweile interkontinental aktiv starteten für Godolphin im Jahr 2012 348 Pferde, die 214 Rennen gewannen, von denen 59 Black Type-Status hatten. Die Gesamtgewinnsumme belief sich auf annähernd 26 Millionen US-Dollar, sicher nur ein Bruchteil dessen, was der Herrscher von Dubai gemeinsam mit seiner galoppbegeisterten Verwandtschaft im gleichen Zeitraum investieren musste. Aber Geld braucht nicht der Maßstab zu sein, mit dem Scheich Mohammed den Grad des Erfolges misst. Es geht um internationale Anerkennung, und dafür ist nur das Beste gut genug. Dafür wurden auch 2012 wieder auf dem Markt befindliche Spitzenpferde eingekauft, allen voran der spätere europäische Champion der Zweijährigen Dawn Approach. Gezogen von seinem irischen Trainer Jim Bolger hatte der bunte Fuchs im Juni während Royal Ascot auf Gruppe II-Niveau sein viertes Rennen gewonnen. Für Godolphin folgten im Herbst zwei Erfolge auf höchstem Niveau, die den New Approach-Sohn zum Voraus-Favoriten für die englischen 2.000 Guineas 2013 machten. Möglicherweise Teil des Deals und jedenfalls bemerkenswert war und ist, das Dawn Approach im Bolger-Stall blieb und nicht wie sonst alle Pferde der „Blauen Flotte“ zu einem der beiden Privat-Trainer wechselte. Das war mit wechselndem Erfolg bisher die gängige Praxis und bleibt es grundsätzlich wohl auch weiterhin. So haben über Winter beispielsweise die Fabre-Schützlinge Masterstroke (Arc-Dritter) und Saint Baudolino (Zweiter im französischen Derby) sowie der englische Spitzen-Zweijährige Steeler ihre angestammten Quartiere verlassen und werden nun von Mohammed al Zarooni betreut. Dieser scheint dem ehemals alleine für die Godolphin-Pferde verantwortlichen Saeed bin Suroor etwas den Rang abzulaufen. Die weiterreichende Änderung neben der Tatsache, dass nicht mehr alle klassischen Hoffnungen den Winter in Dubai verbringen, war aber der als fast sensationell empfundene Wechsel des Stalljockeys. Frankie Dettori war eine gefühlte Ewigkeit der erste Godolphin-Jockey und wurde wohl auch kaum wegen reiterlicher Mängel geschasst. Er sitzt jedenfalls momentan eine Doping-Sperre ab und nimmt aktuell am englischen Celebrity Big Brother teil. Beim ersten Carnival der Nach-Dettori-Ära gibt Godolphin den jungen Mickael Barzalona und Sivestre de Sousa das Vertrauen, das ersterer ja auch schon mit dem Triumph im Dubai World Cup 2012 auf Monterosso rechtfertigte. Der Franzose dürfte auch die Mehrzahl der internationalen Groß-Ereignisse für Godolphn reiten, während De Sousa möglicherweise fast ausschließlich in England zum Einsatz kommt, wo er als möglicher Champion 2013 gehandelt wird. Auf die Ritte auf Dawn Approach müssen beide wohl verzichten, denn Bolgers Mann des Vertrauens ist Kevin Manning, der bei allen sechs Siegen der Partner des Youngster-Champions war. Barzalona dürfte sicherlich auf der Zweijährigen-Championesse Certify sitzen bleiben, die er 2012 zu vier Siegen führte. Ende September gelang der ungeschlagenen Stute ihr erster Gruppe I-Erfolg, durch den sie ihre Stellung als Favoritin für die englischen 1.000 Guineas 2013 festigte. Die beiden Pferde sind Godolphins heißeste Eisen für die anstehende klassische Saison. Die letzte begann in England sicherlich nicht zur Freude von Scheich Mohammed, als seine großen Konkurrenten von der irischen Coolmore-Gruppe richtig abräumten. Camelot, Homecoming Queen, nochmal Camelot und dann Was hießen die Sieger der ersten vier englischen Klassiker. Da war es fast folgerichtig, dass Godolphin mit seiner enormen „horsepower“ nicht gänzlich leer ausgehen konnte und Encke mit seinem Treffer im St. Leger die fest eingeplante Triple Crown von Camelot verhinderte. Der letzte Klassiker bestätigte einmal mehr, dass man mit Barzalona einen Mann im Boot hat, der in die riesengroßen Fußstapfen von Dettori treten könnte. Dieser forcierte seine Trennung von Godolphin dann offenbar auch mit dem Arc-Ritt auf Camelot, wird aber sicher noch über Jahre immer wieder als Vergleich herangezogen, wenn ein Godolphin-Jockey mal einen Fehler machen sollte. Einer der letzten unerfüllten Träume des Scheichs im Rennsport wäre ein Triumph im Kentucky Derby. In Darley-Farben hat sich dafür in den letzten Monaten der bereits Gruppe I platzierte Fortify angeboten, der Anfang Mai im Falle eines Starts auf den Churchill Downs wohl auch Godolphin-Farben tragen würden. Es wird jedenfalls wieder ein spannendes Jahr für „die Blauen“, die neben den erwähnten Protagonisten schließlich auch noch in großer Zahl mit hoffnungsvollem Nachwuchs und gestandenen Größen wie beispielsweise dem hervorragenden Gonbarda-Sohn Farhh gesegnet sind. Zunächst werden die Ergebnisse beim World Cup Carnival stimmungsbildend sein, bei dem Coolmore neue Wege geht und sich nun auch der Dienste des Dubai-Magiers Mike de Kock versichert. Und dann sind da ja auch noch die Yoshidas aus Japan und die Al Thanis aus Qatar, die in naher Zukunft mit dafür sorgen dürften, dass es in der so extrem weit gewordenen Rennsport-Welt spannend bleibt.

(10.01.2013)